Vogalonga 2019

Sonntag, 9. Juni 2019

Nach erfolgreicher Rückkehr aus dem Wettkampf und exzessivem Aperol-Genuss der STAW-Truppe wurde ich, die ich jedoch weiterhin unverdrossen der Campari-Fraktion angehöre, zum Verfassen dieses Berichts genötigt, da ich beim Aufladen der Boote zwar präsent, aber wegen zu geringer Körpergröße nicht wirklich hilfreich sein konnte.

Dramatische Schilderungen müssen jedoch ausbleiben: Alle kamen ohne Staus und Zwischenfälle wohlbehalten aus verschiedenen Richtungen und mit verschiedenen Verkehrsmitteln in Venedig an, die Stimmung war bestens, die Wetterverhältnisse sonnig und warm (fast zu warm!), keinerlei Gewitter, keine zerstörten oder gekenterten Boote, und vor und nach dem Rudern war noch genug Zeit zum Spazieren, Besichtigen und Erholen.

Gleichzeitig fand auch die Kunstbiennale statt, die wir uns nicht entgehen lassen konnten. Manche mussten sogar zweimal hingehen, um festzustellen, dass vieles verstörend, befremdlich und abstoßend war. Biennale-Routiniers reichte dafür schon ein Besuch (obwohl Herbert der Faszination eines gewalttätigen Roboters erlag), aber wir verbrachten alle einen vergnüglichen Nachmittag beim Flanieren durch die Giardini und die Länderpavillons. Der Titel des Österreich-Beitrags „Amo ergo sum“ klang zwar vielversprechend, doch die unter 12-Jährigen mussten vor „explizit sexuellen Inhalten“ eigens gewarnt werden. Dabei hätte man eher die über 12-Jährigen beruhigen müssen, dass die Liebe nicht unbedingt so grauslich sein muss wie im österreichischen Pavillon dargestellt.

Die erste Ausfahrt mit zwei Booten fand bereits am Freitag statt. Wir fuhren durch die Lagune zum Fischrestaurant auf der kleinen Insel Vignole, wo die überhöhten Preise und die lange Wartezeit auf den Branzino von der schönen Lage und der netten Gesellschaft (trotz einiger „Italiani maleducati“- Insider-Scherz) mehr als nur ausgeglichen wurden.

Am Samstagvormittag dann eine ruhige, stimmungsvolle Ausfahrt am Lido entlang bis zum Ende der Insel und zurück.

Und am Sonntag schließlich trifft die gesamte STAW-Mannschaft, insgesamt 18 Personen aller Altersstufen mit 4 Booten bei der Diadora zusammen. Unsere „Burschen“, die unvorsichtigerweise beim Aufriggern nicht dabei waren, wissen da noch nicht, dass sie danach beim Bootewaschen, - versorgen und -verladen voll zum Einsatz kommen werden! Wolfgang bringt eine gewisse Besorgnis zum Ausdruck, dass das Geschlechterverhältnis sich bereits stark zu Ungunsten der Herren verschoben hat, diese stellen aber nach wie vor – soll ich sagen: dankenswerterweise? – alle Steuer- und Schlagmänner, die sich vorzüglich bewähren.

Obwohl sich die Anzahl der bei der Diadora eingestellten Boote in Grenzen hält, dauert es seine Zeit, bis alle im Wasser sind und sich dann im Becken von San Marco einfinden. Etwa 2000 mit Muskelkraft betriebene Wasserfahrzeuge, am elegantesten die Gondeln, farblich abgestimmt und mit schicken Uniformen, und unzählige Ruderboote, Kanus, Faltboote aller Größen und Farben. Beim Kanonenschuss geht es los, die bekannte Route über Burano, mit Zwischenstopp auf einer der flachen Sandinseln, schweißtreibend die Strecke bis Murano und schließlich zur Einfahrt in den Canareggio-Kanal. Dort erwarten uns bereits die eigens angereisten Fans, und dort können auch die besten Fotos der STAW-Boote geschossen werden.

Norbert aufmunternd auf unsere entsprechende Frage nach den anderen: „Die sind schon alle lang vorbei, ihr seid schon die allerletzten“. Doch auch wir kommen schließlich an und werden wahrscheinlich weniger wegen unserer Rudertechnik als aufgrund unserer prachtvollen Fahne mit „Brava l’Austria!“ angefeuert.

Nach der abendlichen Feier setzte sich am Montag bereits der Rücktransport in Bewegung, nach 16 Uhr erreichte uns schon die Meldung, dass die Boote wieder gut in Wien gelandet waren. Ein herzliches Dankeschön allen, die zu dieser gelungenen Veranstaltung beigetragen haben und auf ein Wiedersehen bei der Vogalonga 2020!