36. Vogalonga 2010

Dienstag, 23. März 2010

Am Sonnatg, den 23. Mai 2010, fand die 36. Vogalonga in Venedig statt.

Was ist die Vogalonga? Nun, ursprünglich wurde sie von einigen venezianischen Ruder- und Gondelvereinen ins Leben gerufen, um auf die Beschädigung der Lagune und historischen Bauten durch die Motorbootwellen und die Ozeanriesen aufmerksam zu machen. Dabei sollte einen Tag lang auf die muskelbetriebene Art der Fortbewegung zu Wasser zurückgegriffen werden. Also ein „motorbootfreier“ Tag sozusagen. Inzwischen hat sich dieser Gedanke zu einem weltweit bekannten Spektakel ausgeweitet. Alles, was mit Muskelkraft betrieben wird, darf an diesem Bootskorso teilnehmen. Einige Mitglieder vom Ruderverein STAW fahren bereits seit ca. 15 Jahren mit.

Unseren Bootstransport nach Venedig organisierte in bewährter Manier das Team Nedved / Büttner. Die Anreise erfolgt am Donnerstag den 20. Mai und spätestens im Hotel treffen dann alle STAW-ler aufeinander.

Am Freitag wird das erste mal gerudert. Bei der ersten Ausfahrt geht's traditionell nach Burano. Wir marschierten zum Ruderverein Diadora, wo unsere Boote liegen, und beginnen mit dem Aufriggern. Bei der Montage der Wellenbrecher, stellten wir fest, dass wir noch ein Loch für die Kabelbinder bohren müssen. Die ursprünglichen Montagehaken waren in Wien bei der Bootsverladung aus unerklärlichen Gründen nicht auffindbar. Nino von den Wr. Gondlern kann uns mit seinen Italienischkenntnissen Gott sei Dank weiterhelfen und eine Bohrmaschine ausborgen. Passt – alles montiert, inklusive Österreich-Fahne! Grazie für die Bohrmaschine!

Nun kann abgelegt werden. Das Floß beim Diadora ist recht kurz. Einen C-Vierer quer hinunterzutragen ist nicht möglich. Also der Länge nach. So können wir schon einmal ohne Stress das Ablegen für die Vogalonga üben.

Olivier, Konrad, Hannes und Wolfgang bilden die Mannschaft, Ginny „darf“ steuern, da ihr gebrochener Arm leider noch nicht ruderfähig ist. Auf geht‘s also nach Burano. Das Wetter ist strahlend schön, das Wasser relativ ruhig – auch bei der Querung des San Marco-Beckens. Der Wasserstand war diesmal auch höher. Herz was willst du mehr?

Nach gut einer Stunde erreichen wir Burano. Was ist da los? Unser Anlegeplatz ist mit Spundwänden abgesperrt! Also ein Stückchen weiterfahren und suchen. In Burano treffen wir uns mit Horst und Gitti zum Mittagessen in unserem Stammlokal. Nach einer gemütlichen Rast schlendern wir wieder zurück zum Boot. Nun ist der Wasserstand schon höher, die Flut hat bereits eingesetzt. Also ziehen wir unsere Socken aus und die wassertauglichen Schuhe an. Wolfgangs Feststellung, Ginny schaut aus wie eine Wasserleiche im Plastiksackerl, sorgt für Heiterkeitsausbrüche und diverse Schnappschüsse von Fußbekleidungen, bevor wir wieder zurückfahren.

Samstag war dann traditionell Ruhe- und Besichtigungstag. Einige machten eine kleine Ausfahrt.

Am Sonntag dann der große Tag. Wir treffen um 7:30 Uhr beim Ruderverein Diadora ein. Gerlinde, Gerhard und Fritz starten im Dreier. Herbert, Konrad, Wolfgang, Ute und Anna bilden den ersten C-Vierer - Margret, Arne, Olivier, Heinz Bachler und Ginny den zweiten. Hannes und Lisi starten vom Campingplatz aus im Doppelzweier.

Erstaunlicherweise herrscht dieses Jahr kein so großes Gedränge beim Einsetzen der Boote. Liegt wahrscheinlich daran, dass der Diadora heuer Liegegebühr verlangte. Wir fahren gemütlich Richtung San Marco-Bucht. Kurz vor 9:00 Uhr erfolgt der Start mit einem Kanonenschuss, gefolgt von einem Flitterregen. Unter Jubelgeschrei und den einsetzenden Kirchenglocken der Marcuskirche setzt sich der Pulk in Bewegung. Die Startphase ist jedes Jahr ein beeindruckendes Erlebnis: Tausende Ruder- und Paddelschläge bringen die San Marco-Bucht zum Brodeln. Dazu die Kirchenglocken, das monotone Trommeln der Drachenboote, die hektischen Kommandos der Steuerleute und ein paar Spaßvögel, die auf Dudelsäcken ihre Mannschaft anfeuern.

Das erste Nadelöhr ist die fast rechtwinkelige Kurve Richtung Vignole. Ginny geratet beim Steuern leicht ins Schwitzen. Da aber heuer der Wasserstand höher ist, muss man sich nicht peinlich genau an die Wasserstraße halten. Die Paddler fahren großteils knapp außerhalb der Steher, sodass wir mit den Ruderbooten mehr Platz haben. 

An der Insel Vignole vorbei, geht’s weiter nach San Erasmo. Hier gibt’s bereits erste Labestationen, Musik aus Lautsprechern feuert die Teilnehmer an – und natürlich erste Pinkelpausen. Die teilweise sehr enge Wasserstraße mit ihren rechtwinkeligen Kurven erfordert viel Geschick beim Steuern. Ginnys Arm dankt es ihr mit Schmerzen. Aber Zähne zusammenbeißen und durch.

Endlich ist San Erasmo passiert und wir haben die große, offene Meeresfläche nach Burano vor uns. Der typisch schiefe Kirchturm von Burano ist schon von Weitem zu sehen. Aber bis dorthin geht’s noch eine Weile. Vor der Einfahrt nach Burano drängt sich wieder alles zusammen, denn die Wasserstraße um die Insel herum ist nicht gerade breit bemessen. Zwischen Burano und der Insel Mazorbo suchen wir ein Anlegeplätzchen, um zu pausieren und dem Blasendruck Erleichterung zu verschaffen. Doch Baustellen und Spundwände verhindern das Anlegen und wir fahren außerhalb der Wasserstraße in ein ruhiges Winker‘l. Da kommen auch Hannes und Lisi schon und gesellen sich zu uns.

Gemeinsam fahren wir nach der Pause los und überqueren die große Wasserfläche Richtung Murano. Wie gesagt: Der höhere Wasserstand lässt auch ein Fahren außerhalb der Fahrtrinne zu, was das Feld gut auflockert. Wir beobachten die anderen Ruderboote, ob sie steckenbleiben und folgen ihnen in gebührendem Abstand, um jederzeit wieder in die Wasserstraße einlenken zu können. Aber alles geht gut.

In Murano fahren wir durch den Hauptkanal der Insel und werden von den Zuschauern bejubelt und beklatscht. Jetzt haben wir den Großteil der Vogalonga schon geschafft. Venedig kommt in Sichtweite. Die Sonne brennt auch schon ziemlich unbarmherzig auf uns herunter. Kein Vergleich zum Vorjahr!

Vor der Einfahrt zum Canareggio Canal sind heuer Bojen montiert, um nicht zu nahe an den Kaimauern zu fahren. Horst steht schon mit Video und Fotoapparat bei der Einfahrt nach Venedig bereit, um uns alle im Bild festzuhalten. Wie immer ist die Fahrt durch den Canareggio Canal und den Canal Grande ein Erlebnis für sich und überwältigend! Jubel und Geklatsche für jedes einfahrende Boot, das den Parcours von 30 km geschafft hat. Die Gondoliere präsentieren bei jedem Jubel ihre Ruder. Die Zuschauer klatschen und winken aus den Fenstern. Eine alte Frau schlägt zwei Topfdeckel zusammen, um die Teilnehmer zu bejubeln, auf der anderen Seite spielt eine Musikkapelle. Beim Anblick der Österreichfahne von Wolfgang spielen sie spontan den Radetzkymarsch. Unsere Schlachtenbummler sind natürlich auch dabei: Maria, Gitti, Elisabeth, Barbara, Laura und Anne-Claire sind über die Strecke verteilt und jubeln den STAW-Booten zu.

Jetzt nur mehr ein kleines Stückchen bis zum Marcusplatz. Über Lautsprecher werden wir namentlich genannt, wobei man manche Namen nur mit viel Phantasie erkennen kann. Dann fahren wir zum Floß, um unsere Medaillen und Urkunden zu erhalten. Diese werden in Plastiksackerl verpackt ins Boot geworfen. Auf der anderen Seite erhalten wir Getränke – ebenfalls ins Boot geworfen. Geschafft!!! Wir rudern noch ein kleines Stückchen weiter, rasten ein wenig, machen Fotos von Mannschaft und Venedig und genießen nach der Anstrengung die Sonne und das Flair. Noch kurze 5 km bis zum Diadora, die wir plaudernd und die Eindrücke verarbeitend zurücklegen.

Beim Anlegen heißt es wieder: Bitte warten! Aber das macht nichts. Nach dem Anlegen werden die Boote abgeriggert und verladen. Horst und unsere restlichen Schlachtenbummler treffen nun auch schön langsam ein, denn die Vaporetos fahren wieder.

Und wie klingt die Vogalonga aus? Wie es sich gehört, bei Aperol-Spritz im kleinen Café an der Ecke. Da treffen sich Piraten, Donauhortler und STAW-ler. Jeder erzählt von seinen Erlebnissen, Eindrücken und anderen Teilnehmern.

Eines ist allen klar: Die nächste Vogalonga kommt bestimmt und wir sind wieder dabei!

Bericht von Ginny Piller