Weihnachtssternfahrt beim RV Pirat

Samstag, 18. Dezember 2010

Hello, George! George Clooney hat in der Coffee-Werbung ein Dejavu. Hab´ich auch eins?

Es ist -6°C frisch, es schneit leicht. Wir stehen am Ufer der Donau vor dem Strombootshaus der Piraten, das Floß hängt weit mehr als einen Meter über dem Wasser in der Luft, etliche Piraten hüpfen auf der linken Floßseite schaufel- und stangenbewaffnet herum – und das Floß rührt sich keinen Millimeter hinunter zum Wasser. Die Kormorane auf der Buhne schräg vis-a-vis wundern sich.

Das kenn ich doch – endete das bei der Weihnachtssternfahrt 2009 nicht mit dem Riss eines 10mm starken Stahlkabels, akrobatischem An- und Ablegen, zugeschneiten Ruderern und rumpelnden Rollsitzen wegen in den Rollschienen festgefrorenem Schnee?

Ja, ja, sieht ganz nach einer Wiederholung aus!

Drei Ruderer werken an der überdimensionalen Winschkurbel vor dem Bootshaus. Diesmal hat das festgefrorene Stahlseil aber Erbarmen. Nach kräftigem und doch gefühlvollem (das ist der entscheidende Unterschied zum Vorjahr: damals ließen sechs Ruderer ihre geballte Kraft an der unschuldigen Kurbel aus, worauf sich das Stahlseil – der Klügere gibt eben nach – wie einst das Rote Meer teilte) Hin- und Herrucken bewegt sich das Seil – einen Millimeter, beim nächsten Versuch drei Millimeter, und plötzlich lässt sich das Floß zum Wasser absenken. Sternfahrt gerettet!

Und weil ein Unterschied zum Vorjahr doch zu wenig ist, hört auch der Schneefall auf und weicht verhaltenem Sonnenschein. Bloß die Kormorane sitzen wie eh und je auf ihren Steinen im Wasser.

42 Ruderer aus 8 Vereinen –neuer Rekord, wie uns bei der Siegerehrung erklärt wird– nehmen diesmal an der Weihnachtssternfahrt des RV Pirat teil. STAW ist mit dem Fünfer Erlauf vertreten. Hannes am Schlag, dahinter Lisi, Konrad, Ute im Mittelschiff als Motor und Heinz, unser alles sehender Steuermann. Wir beschließen, zuerst stromab zu fahren, denn: Beim stromauf Fahren schwitzt man leicht, da könnte einem stromab sehr kalt werden.

Weil der Wasserstand niedrig ist, Windstille herrscht und das Wetter immer schöner wird, rechnen wir: stromab eine gute Stunde werden wir stromauf in schwachen zwei Stunden schaffen. Es läuft, selten gestört durch Schiffswellen, fast wie von selbst. Schwäne, Möwen und Kormorane begleiten uns zeitweise. Die Wiener Brücken ziehen vorbei, bei der U2-Brücke, Strom-Km 2026 (übrigens die einzige lesbare Km-Tafel, weil unter der Brücke! Alle anderen waren eingeschneit und daher unlesbar) haben wir 15 km geschafft, 65min sind um. Zeit zur Wende!

Stromauf rudert es sich zunächst auch ganz locker. Am Ufer hängen Eiszapfenbärte, geschaffen vom Wellenschlag, der Schnee auf der Donauinsel glitzert in der Sonne, überhängende Äste sind mit bizarren Eisgebilden verziert. Einfach herrlich! Ein Hund will zu uns ins Boot und läuft in die Donau. Als er bis zum Körper im Wasser steht, wird ihm doch unheimlich. Wir merken kaum etwas von der Anstrengung. Doch kräuselt sich da vorn nicht das Wasser, ohne dass ein Schiff in Sicht ist? Wir ahnen es: der prophezeite Nordwestwind! Richtig, er kommt, wird langsam stärker. Ähh, hat den Gegenwind irgendwer bei der Zeitberechnung einkalkuliert? Schweigen. Zwar wird der Wind zum Glück nicht richtig stark, unserem Tempo ist er aber nicht zuträglich.

Wann ist Zielschluss? 14.00 h? Heinz rechnet im Kopf – geht sich nie aus, denkt er leise. Was sagt er laut: "Mit ein bisserl Druck schaffen wirs!" Hannes am Schlag erhöht kontinuierlich die erst gemütliche Schlagzahl 17, bei 24 und ordentlich Druck wird uns anständig heiß. Hat jemand befürchtet, wir könnten frieren?

Querung beim Einlaufbauwerk der Donauinsel: Die Zielschlusszeit wird sich nicht ganz ausgehen. Die Kormorane sitzen auf ihrer Buhne, vis-a-vis ist das Pirat-Bootshaus schon zu sehen. Jetzt wirkt sich der niedere Wasserstand ungünstig aus: wir müssen die Kormoran-Buhne und die gleich danach kommende Buhne großzügig umfahren, das kostet wieder Zeit!

Aber Ende gut, alles gut: Kurz vor uns kommt der mutige Farkas von Pirat mit dem Einer, wir queren die Donau vor dem Bootshaus und legen um 14.20h an. Es ist sogar noch ein Zweier ausständig, der in Stein gestartet ist! Und weil es ja um den Spaß geht, wird der Zielschluss doch nicht so genau genommen. Unsere geruderten 30 km sind 375 Punkte, den 2. Platz und als Preis eine Packung Lindorkugeln wert. LIA nahm erstmalig teil und durfte den Wanderpreis, einen bunt geschmückten Plastikchristbaum, zur Heimfahrt auf der Donau im Heck ihres Fünfers aufpflanzen. Lisi als jüngste bekam einen "kleinen" Lolli – mit einem Gewicht von 750g wohl eher als Hantel zu bezeichnen.

Chilli con carne, Glühwein und Kekse im angenehm vorgeheizten Bootshaus schlossen die Weihnachtssternfahrt 2010 ab. Und weil es uns gut gefallen hat, werden wir wohl wiederkommen (müssen)!

 

Die Fakten:

Jüngste Teilnehmerin: Lisi Bachler von STAW

Älteste Teilnehmer: das Ehepaar Roth von Donauhort

Weiteste Fahrt: Joe Pilz und Clemens Bertagnoli (inklusive schleusen und übertragen) vom WSW

 

Ein Bericht von Heinz Bachler